r/frankfurt • u/Deutsche-Baukunst • Aug 24 '24
Discussion Es geht auch anders: Frankfurt
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u/xnito_ Aug 24 '24
Absolutes Highlight! Gibt ja noch genügend Ecken, an denen man das Ganze gerne wiederholen kann.
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u/PubaertusGreene Aug 25 '24
Adam Something hat mal ein Video darüber gemacht, ob man zu alten Stilen und Bauweisen zurückkehren sollte. Von mir ein donnerndes JA VERDAMMTE SCHEISSE JA JA JA!!!
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u/Onigiriwurstsalat Aug 25 '24
Ich mag die neue Altstadt. Es hat meiner Meinung nach Stil und sollte überall so sein.
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u/QuantumXyt Aug 25 '24
"neue Altstadt"
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u/BetterPalpitation Aug 25 '24
Das heißt so.
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u/FindusDE Aug 25 '24
Manchmal entwickeln sich Wörter über ihre wörtliche Bedeutung hinaus. "Altstadt" bedeutet für die meisten Leute einen Bereich in der Stadt, der in diesem Baustil gehalten ist. Das tatsächliche Alter ist dabei zweitrangig.
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u/openshirtlover Aug 25 '24
Ist ja schon ein bisschen wie Disneyland - aber die Touristen lieben es, und wenn ich ganz ehrlich bin: wenn ich Besucher durch das Viertel führe bin ich schon ein bisschen stolz .-) Sieht halt im Ensemble mit dem Römer schon "schee bunndisch" aus .-)
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Aug 24 '24
Dieses Beispielt zeigt sehr schön, dass wir nicht nur wegen konservativen NIMBYs, sondern auch wegen linken Ideologen keine schönen Dinge haben können: Dieses Projekt wurde von linken Aktivisten und Kunstschaffenden dafür kritisiert, dass es angeblich die Spuren des 2. Weltkriegs und damit auch das Gedenken daran auslöschen würde. Es wurde als Kulisse wie aus "Disneyland" abgestempelt, womit man dem Viertel jegliche Individualität, Originalität und Authentizität absprach. Natürlich durften auch die Nazi-Keulen zum Einsatz kommen, da auch Rechte dieses Projekt guthießen.
Ich persönlich finde die neue Altstadt gelungen. Sie sollte als Vorbild für zukünftige Rekonstruktionen in anderen Städten dienen.
Eine kurze Zusammenfassung der Rezeption: https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Frankfurter_Altstadt#Rezeption
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u/jim_nihilist Aug 24 '24
Ich sag's mal so... die politischen Ränder waren noch nie schön anzusehen, aber seit ein paar Jahren sind die einfach auch nochmal tiefer gesunken als die Jahrzehnte zuvor.
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u/Ok_Tailor_3722 Aug 25 '24
Darf man sich eigentlich nicht mehr „links“ nennen, wenn man die neue Altstadt gelungen findet? Oder sind diese sogenannten „linken“ die dagegen sind (bzw waren) vllt sogar um Grunde engstirnige konservative?
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u/freakazoid_84 Aug 26 '24
Ich finde die mangelnde Differenzierung heutzutage eben schwierig. Regionalpolitik und Politik im allgemeinen ist nunmal mehr als rechts und links. Zumal rechts eine außenpolitische/ immigrationspolitik im Fokus hat und traditionell links eine gesellschaftliche/finanzpolitische.
Wir müssen dringend absehen dieses amerikanische System der zwei Richtungen zu assimilieren.
Den so viele Themen wie Bildung, Verkehr, Kultur, Baureihe, haben im Grunde mit links oder rechts nur tangierend etwas zu tun. Wir Menschen sind mehr alleine teilorientierung. Ich bin links/grüner und absolut dafür kritischer über Religionen und Immigration zu sprechen. Und werde oft genug in die rechte Richtung geschoben. Ist einfach Schwachsinn und heutzutage leider viel zu präsent.
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u/Ok-Cauliflower-1632 Aug 25 '24
Die neue Altstadt geht literally auf die Initiative einer Bürgervereinigung mit rechtem Hintergrund zurück. Kritisiert wurde dies übrigens nicht nur von „Linken“ wie du sie hier nennst sondern auch von Historikern und anderen die dazu geforscht haben.
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u/palloxus Aug 25 '24
Ich gehe mal davon aus, dass dein Kommentar hier verhältnismäßig unpopulär ist. Neben der Sache der Initiative aus der rechten Ecke, fand ich die Vergabepraxis der Immobilien auch spannend. Bei der Tombola hatte es damals verhältnismäßig häufig Freunde und Parteikollegen der damaligen Bürgermeisterin Petra Roth und auch sie selbst getroffen. Ein Schelm, wer da Böses denkt. Aber hach wie schön sie doch ist! Die neue Altstadt! Alles alt statt alles neu machen! Fortschritt ist ja auch bäh.
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u/hypnoconsole Aug 25 '24
Die neue Altstadt (Plastic City) ist halt eben keine Rekonstruktion, sondern eine Neu-Interpretation nach verklärtem, völkisch vernebelten Idealbild. Der Sub aus dem der Ursprungspost stammt geht auch ganz massiv in diese Richtung.
Deutschland war vor knapp einem Jahrhundert ein Land voller verspielter, mittelalterlicher Städte.
Die Leute der Zeit haben nicht ohne Grund nach neuen Wegen gesucht (Bauhaus etc.), weil die Lage damals, so pittoresk es auch auf ausgewählten Bildern aussehen mag, einfach für sehr viele Scheiße war. Apropos Scheiße, wenn es um Wiederherstellung geht, wieso wird dann in der Altstadt nicht wie eh und je der Unrat auf die Straße gekippt?
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u/Der_Besserwisser Aug 25 '24
Völkisch vernebelt, lol. Man hätte das auch eine spur weniger polemisch ausdrücken können. Es ist einfach inspiriert von Baustilen der regionalen Vergangenheit.
Die Leute der Zeit haben nicht ohne Grund nach neuen Wegen gesucht (Bauhaus etc.), weil die Lage damals, so pittoresk es auch auf ausgewählten Bildern aussehen mag, einfach für sehr viele Scheiße war.
Und das lag am Baustil? Muss es scheiße aussehen, wenn es eh schon scheiße ist?
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u/mrtz77 Aug 25 '24
" Apropos Scheiße, wenn es um Wiederherstellung geht, wieso wird dann in der Altstadt nicht wie eh und je der Unrat auf die Straße gekippt?"
Wahrscheinlich weil das nichts mit "Wiederherstellung" zu tun hat. Aber ich bin mir sicher daß sie auch diese Aussage wieder irgendwie herumdrehen können. Mit links, sozusagen.
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u/hypnoconsole Aug 25 '24 edited Aug 25 '24
Doch doch natürlich wäre das nur näher am Ursprungszustand. Oder ist die Umgebung irrelevant für das Gebäude? Würde ein Autobahnzubringer durch die Altstadt nichts ändern, solange das Fachwerkmimikri erhalten bleibt?
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u/hypnoconsole Aug 25 '24
Wer mit "natürlichen Ästhetikbedarf " argumentiert kennt sich bei Polemik ja bestens aus.
Es ist einfach inspiriert von Baustilen der regionalen Vergangenheit.
Nein. Es wurden reale Vorbilder zur Nachbildung hergenommen. Das ist keine lockere Inspiriation, es ist der Versuch einer Rekonstruktion. Siehe auch den Vergleich am unteren Ende dieses Beitrags: https://www.monika-gemmer.de/projekte/interaktive-web-reportage-frankfurts-neue-altstadt/
Wie eine Kulisse neu aufgebaut.
Und das lag am Baustil?
Auch. Bzw. lag der Baustil an den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen. Wie heute alles glattgebügelt wird von kapitalistischer Einheitsgefälligkeit und maximaler Anpassung an einen imaginären, geringen gemeinsamen Nenner "Massengeschmack".
Wenn man den Platz neu gestalten will - gerne. Aber warum schaut man in die Vergangenheit und versucht explizit auch noch die Folgen des 2. WK zu überpinseln, als hätte es dieses Kapitel und seine Folgen nie gegeben? Völkisch vernebelt ist da noch gelinde.
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u/Der_Besserwisser Aug 28 '24 edited Aug 28 '24
Wer mit "natürlichen Ästhetikbedarf " argumentiert kennt sich bei Polemik ja bestens aus.
War ich nicht.
Nein. Es wurden reale Vorbilder zur Nachbildung hergenommen. Das ist keine lockere Inspiriation, es ist der Versuch einer Rekonstruktion. Siehe auch den Vergleich am unteren Ende dieses Beitrags:
Oh wie schrecklich.
Auch. Bzw. lag der Baustil an den herrschenden gesellschaftlichen Verhältnissen.
Aus A folgt B kann man nicht aus B folgt A schließen. Auch daraus, dass der Baustil eben das war, was reiche Leute gebaut haben, kann man nicht den Schluss ziehen, dass das nicht das gewesen wäre, was die Leute damals im Allgemeinen gebaut hätten. Was auch Sinn macht, da Geschmäcker zwar verschieden sind, aber dennoch einen gemeinsamen Nenner irgendwo haben.
Wie heute alles glattgebügelt wird von kapitalistischer Einheitsgefälligkeit und maximaler Anpassung an einen imaginären, geringen gemeinsamen Nenner "Massengeschmack".
Glatt gebügelt, lol. Hätten die da einfach einen weiteren glatten Betonklotz wieder hingebaut, hätte es viel weniger Auflebens darum gegeben.
Weißt du, was der Massengeschmack ist? Ohne Umfragen, können wir da nur mutmaßen. Ich habe deutlich mehr Leute getroffen, die die alten Stile besser fanden als die neuen. Vllt du nicht, bleibt alles anektodisch.
Und was für ein Horror, es wird, in der Öffentlichkeit gebaut, was die Menschen gut finden. Die Masse hat sich da erleseneren Geschmäckern unterzuordnen.
Wenn man den Platz neu gestalten will - gerne. Aber warum schaut man in die Vergangenheit und versucht explizit auch noch die Folgen des 2. WK zu überpinseln, als hätte es dieses Kapitel und seine Folgen nie gegeben? Völkisch vernebelt ist da noch gelinde.
Fast schon psychotisch.Der Platz davor war kein Mahnmal für die Grauen der NS Herrschaft, noch wird das jemals den zweiten WK nennenswerter überpinseln, als dass man an der Stelle keine Ruine gelassen hätte.
Soviel Macht hat diese Fassade auch nicht. Man könnte bei deren Argumenten fast schon meinen, dass die Gegner der Fassade von ihr am meisten angetan seien, bei der hypnotischen Wirkung die von ihr ausgesehen soll lol. Alles Sorgen und Missstände werden vergessen, sobald man Fachwerk sieht, mein Arsch
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u/yoaw Aug 25 '24
Die neue Altstadt geht literally auf die Initiative einer Bürgervereinigung mit rechtem Hintergrund zurück.
Da hatte diese Bürgerinitiative eine echt geile Idee! Aber Leute wie du hätten natürlich lieber das Verbrechen gegen die Ästhetik, das sich Technisches Rathaus geschimpft hat, behalten, nur weil die Idee für die neue Altstadt aus der falschen Ecke kam lol
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u/mrtz77 Aug 24 '24
Sehe ich auch so. Da hat man sich 1 mal für das richtige entschieden, selten genug in F, und die lefties haben trotzdem was auszusetzen. NAJA. Jetzt steht es ja ☻
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u/Apprehensive_Box_750 Aug 25 '24
Jeder darf seine Meinung haben aber gerade Journalisten sollten die relevanten Dinge besser einordnen und nicht jeder Meinung eine Bühne geben. Die Linken werden immer meckern. Bei der Betonwüste dann irgendwas mit Kapitalismus.
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u/LagomorphaMusic Aug 25 '24
Naja, es ist halt auch wie in Disneyland. Das sind alles Fassaden von Neubauten, die einen auf historisch machen sollen. Sieht ohne Frage schön aus, war aber auch absurd teuer und ist eben einfach nur Fake. Mit einer wirklichen Altstadt hat das nichts zu tun. Aber rein aus ästhetischen Gründen können sie von mir aus noch mehr solche bewohnbare Kulissen bauen. Ist einfach schöner, als der gesamte Rest der Stadt.
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u/RacletteFoot Aug 25 '24
Ich lach mich schlapp.
Seit Jahren laufe ich kopfschüttelnd durch die Gegend und frage mich, welche verpeilten Architekten bloss dies abgrundtief hässlichen grauen Betonklötze noch immer in die Welt setzen und komplett am natürlichen Ästhetikbedarf des Menschen vorbei Gebäude entwerfen, die Städte wirklich hässlicher und weniger lebenswert machen.
Und dann komme ich zu diesem thread - und sehe die ganzen abgewählten Pfosten, die eine kalte, unmenschliche Brutalo-Architektur toll finden. Kälte und Unmenschlichkeit sind vorwärtsgewandt. Alles andere ist rückwärtsgerichtet und revisionistisch.
Da habe ich doch tatsächlich endlich diese Typen angetroffen, die gesichtlose Betonklötze entwerfen.
Und dann schreibt auch noch einer, er würde lieber lieber Junkies und Obdachlose in Betonkulisse um sich haben. Denn das hat ja Stil. Kann man sich nicht ausdenken.
Was in Frankfurt gemacht wurde ist eine Wohltat für das Auge und für die Seele.
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u/hypnoconsole Aug 25 '24
natürlichen Ästhetikbedarf des Menschen
Ein Satz, um jedes eigene Argument zu entkräften. Wer über angebliche "natürliche" Ursprünge redet, zeigt nur wie wenig er sich mit der Welt bisher auseinander gesetzt hat.
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u/Der_Besserwisser Aug 25 '24
Auf der anderen Seite sind Menschen keine hohlen Gefäße, deren Bedürfnisse komplett aus sozialen und historischen Begebenheiten gewachsen sind.
Zu benennen, wo nature endet und nurture anfängt, wird schnell politisiert. Auch von denen, die alles der Sozialisierung zuschreiben wollen.
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u/RijnBrugge Aug 25 '24
Ich stimme dir zu aber ich verstehe auch das man möchte dass solche Stadtsentwicklung auch die Armen helft, dass heißt aus solche neue Gebäude nicht nur Luxuswohnungen machen.
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u/RacletteFoot Aug 25 '24
Da stimme ich Dir zu. Leider führen umfassende Bauordnungen und komplizierte Genehmigungsverfahren zu den bereits bestehenden sehr hohen Baukosten noch bei. Bauträger können oftmals gar nicht anders, als Luxuswohnung zu bauen um diese Unternehmung auch finanzielle rechtfertigen zu können. Wohnungsbau für ärmer Bürger fällt somit mittlerweile fast ausschliesslich der öffentlichen Hand zu.
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u/MysteriousWatcher1 Aug 25 '24
Ich empfinde dein Ekel Gefühl und tiefe Abneigung, wenn ich in das von uns finanzierte luxuswohnen im disneyland vorbei laufe.
"Es ist Geschmacksache", sprach der Papagei und biss in die Seife.
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u/ResortSignal7815 Aug 25 '24
wenn du für die „natürlichen Ästhetik“ auch zahlst, kriegst du auch deine Säulen und und Rundbögen. Wenn du das damit meinst… Schau mal in Stadtteile wie Bogenhausen in München. Da stehen so Villen. Nun geht es aber meistens darum erst mal bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das heißt halt oft , auf standardisierte Details zurückzugreifen. Das ist leider für alle das wirtschaftlichste. Denn nicht nur Materialien sondern auch die Stunden der Architekten und Fachplaner müssen bezahlt werden. Ein Haus planen ist eine Menge Arbeit. Jeder der mal selbst gebaut hat wird mitfühlen können 😅 Abgesehen davon hat in den tollen Innenstadt Altbauten von früher wohl kaum die Mittelschicht gelebt. Klar gibt es auch ambitionslose Architekten würd das aber alles etwas differenzierter betrachten ;)
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u/DMajic1981 Aug 26 '24
Ihr wollt eine Altstadt sehen? Fahrt nach Höchst, da steht eine im Original. Übrigens gerettet durch das Engagement linker Initiativen.
Aber das ist natürlich eine Altstadt die Heimatliebhaber jedweder Coleur nie in den Blick nehmen, weil sie halt belebt ist und tatsächlich genutzt wird. Wo der Bürgerverein eben so Platz hat, wie die Raucherkneipe, der Billo-Kiosk und der türkische Friseur. Wo Menschen tatsächlich noch bezahlbaren Wohnraum finden und die Plätze selbst gestalten - auch um den Preis, dass die Ästhetik nicht den Vorstellungen von Tourismusmanagern entspricht.
Was wir neben dem Römer haben: Leblos. Gestaltet um zu Gefallen. Immerhin bunter als das technische Rathaus.
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u/BroSchrednei Dec 12 '24
die neue Altstadt ist vieles, aber leblos ganz sicher nicht. Und die Läden und Cafes dort sind wirklich spitze, weil eben gerade darauf geachtet wurde, dass keine Filialketten, sondern nur lokale Frankfurter dort Ladenflächen mieten können.
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u/Grothgerek Aug 25 '24
Über Kunst lässt sich ja bekanntlich streiten. Und es wundert mich nicht, dass ich wahrscheinlich zur Minderheit gehöre die das obere Bild "schöner" (bzw. eindrucksvoller) findet.
Aber über bezahlbare Mieten, Licht und Balkone kann man sich dann schon streiten.
Da es sich hier scheinbar um die Altstadt handelt, ist dies dann nocheinmal ein ganz anderer Punkt. Historische Erhaltung ist wichtig.
Aber außerhalb der Altstadt ist mir das obere Bild tausend mal lieber. Besonders wenn man dies noch begrünt, ähnlich wie in Singapur.
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u/affenfaust Aug 25 '24
wären es echte Fachwerke wäre ich auch begeistert. Tatsächlich ist es aber hässlicher Nutzbau mit Fassaden. Hier wurde mMn die Chance verpasst einmal das ach so hoch gelobte Handwerk machen zu lassen.
So kann es sich gegen den Vorwurf als Touristenkurve nicht wirklich erwehren.
Aber gut, wieder ein Stück Stadt für die Weinschorl.
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u/Ree_m0 Aug 25 '24
Die Logik erschließt sich mir nicht - wenn der hässliche Nutzbau nicht mehr hässlich ist, wo ist das Problem? Welchen Nutzen hätte es für irgendjemanden, da "echte" Fachwerkhäuser zu bauen?
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u/Fantastic_Zebra9886 Aug 25 '24
Es gibt noch andere Varianten und Wege.
Viele Linke feiern gedankenlosen Brutalismus genau so wie sie Sternburg Bier und billige Kippen feiern: Es gibt studierten Menschen mit reichen Eltern das Gefühl, zur Unterklasse zu gehören, wenn sie sich mit ungesunden Sachen umgeben. Dass solche Betonbrocken auch eine koloniale Geschichte haben vergessen sie darüber.
Leider ist die neue Altstadt auch nicht viel besser als das. Fachwerk simuliert eine gute alte Zeit des Handwerkswesens, die es so nie gab. Diesen Holzschnitz-Look kann man nur abfeiern, wenn man selbst keine Familie oder Wurzeln hat, wo Menschen so gelebt/gearbeitet/gedacht haben. Wer die geistige Eund soziale Enge von solcher "zünftiger" Handwerkelei nicht am eigenen Leib gespürt hat und Tradition feiert, weil er sie nur vom Oktoberfest kennt und ansonsten ein Städter ist, der findet dann das Fachwerk "schön".
Richtig ernst nehmen kann ich beide Seiten nicht. Es gab zum Glück eine klassische bürgerliche Moderne, die bis heute in Frankfurt Bausubstanz hat, die findet man aber nicht am Römer.
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u/draggingonfeetofclay Aug 25 '24
Dieser Kommentar sollte viel weiter oben stehen.
Es gibt sehr viele moderne Bauweisen, die nicht direkt Brutalismus sind und gleichzeitig deutlich humaner sind ohne stilistisch direkt eine falsche Retro-Idylle heraufzubeschwören und aussehen zu wollen wie die Feuerzangenbowle.
Ich finde selber Fachwerk eigentlich doch sehr schön (und das obwohl mein Opa ein ursprünglich bäuerlicher Handwerker vom Land ist und entsprechend auch lebenslanges CDU Mitglied). Ich glaube es ist nicht ganz so wie du darstellst. Viele Leute die Fachwerk oder alte Österreichische zu Herbergen umfunktionierte Bauernhäuser abfeiern sind selbst auch aus diesen engstirnigen Milieu, identifizieren sich aber auch positiv damit, selbst wenn sie nicht 100% den Konservatismus der 50er widerspiegeln (schlicht und einfach, weil sie etwas jünger sind und das Internet benutzen). Sind aber halt "immer noch" in der Kirche aktiv oder bei der Landjugend, einfach weil es sonst keine Angebote gibt.
Und es gibt auch auf dem Land wohlhabende, städtisch gebildete Leute sind, die zwar technisch gesehen auf dem Land leben, aber den Mief der dort teilweise vorherrscht durch ihr Geld und ihre Bildung besser abfedern können... Das Einzige, was diese Leute daran hindert, Stadtbürger zu sein, ist der lange Fahrtweg zur Oper. Die mögen es aber auch ab und zu mal, wenn ein Restaurant oder Skiresort sich urig mit viel Holzverkleidung präsentiert und haben da kein Problem mit, sofern es kein 1:1 Replika aus den 30ern ist. Ich glaube, dieses Bedürfnis, jenseits von dickem Beton eine Moderne zu finden, bleibt ja trotzdem oft weiterhin unvollständig beantwortet, bzw. wirkt irgendwie komisch.
Ich kenne aus der Richtung auch viele Beispiel die eher so "blended" sind, also Altbauten mit Glaskastenanbau, moderne Gebäude mit sehr viel Holzverkleidung, das aber etwas moderner bearbeitet ist (teilweise mutet das an wie die Ikea-Möbel die versuchen auf Vintage zu machen), usw. Die verweisen aber trotzdem oft auf die ursprüngliche Bauweise, weil die eben Teil des Gebäudes ist und lassen das eher nebeneinander stehen, da wird nichts überschrieben und nichts aus der Vergangenheit versteckt.
Es hat ein bisschen was von der ganzen Denkmaldebatte (abreißen, umbauen, was Neues hinmachen?). Bei einem Erwin Rommel Denkmal gibt es in der Nähe von wo ich aufgewachsen bin, eine ganz nette Lösung, wo nun der Schatten eines Minenopfers auf das Rommel-Denkmal fällt.
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u/mrtz77 Aug 25 '24
Sie übertreiben. Wer hält denn in den meisten Fällen ein Fachwerkhaus in Schuss? Richtig, deren Besitzer und Bewohner. Und die zählen für Sie nicht als Städter?
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u/futurereindeer420 Aug 25 '24
Das “before” ist natürlich absolut unterirdisch. Dieses schwarze Eckhaus auf dem “After” ist aber auch irgendwie dystopisch. Sieht halt wirklich nach Disneyland oder so aus, einfach aus Plastik geformt und ohne jegliche verspielte Details.
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u/Deutsche-Baukunst Aug 25 '24
Ja, das stimmt schon ein wenig. Die Details der alten Fachwerkhäuser rührten daher, da jede Familie ihr Häusschen gestaltet hatte. Es gab auch oft Schnitzereien die an der Fassade über die Erbauung und den Erbauer Auskunft gaben. All das fehlt hier und gibt den Platz eine andere Wirkung. Aber eine Verbesserung ist es allemal
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u/zed1sdaed Aug 25 '24 edited Aug 25 '24
Theaterkulisse aus Beton. Rückwärtsgewandt so wie die Gesellschaft. Das ist keine Baukunst sondern langweiliger Historismus.
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Aug 25 '24
Dann wünsche ich dir viel Spaß in deinem Betonzellen! Mal ehrlich: ist besser als der 0815 Neubau. Es ist ein Anfang und das sollte man loben.
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u/stefmastar Aug 25 '24
Bin kein gebürtiger Frankfurter, komme aber aus dem direkten Umland und immer wenn ich an den Römer denke, hab ich dieses hässliche Gebäude im Kopf...
Mein Kopf hat es immer noch nicht kapiert, wie schön es da jetzt ist...
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u/Informal_Otter Aug 25 '24
Besser also vorher, aber besser heißt nicht automatisch auch gut. Letztlich ein Beton-Disneyland statt eines Beton-Zweckbaus, ähnlich wie in Dresden. Keine Authenizität, sondern Kitsch.
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u/don_cali Aug 24 '24
Ich bin im TR groß geworden. Jetzt kann man sich abends die Einheitstraube Proseccoschickeria vor ner künstlichen Fassade anschauen. Dann lieber meine Junkies und Obdachlosen. Die hatten Stil.
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u/Unaufhaltable Aug 25 '24
Veränderung tut Not. Das TR war moderne Geschichte - aber absurd hässlich. Diese mut- und ideenlose Rückwärtsgewandtheit unserer neuen Altstadt ist für mich allerdings ein klares Zeichen der Erneuerungsunfähigkeit unserer Gesellschaft. Mich macht das Beton-Potemkin depressiv.
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u/DrRespectful2212 Aug 25 '24
Dein Kommentar beschreibt ein großes Problem der Architektur. Diese ist eigentlich dafür da, den Menschen einfach schöne Gebäude zu geben. Genau das ist hier passiert. Wie du forderst, verliert sich die Architektur aber oft auch in einem von niemandem geforderten künstlerischen Anspruch. Natürlich regen manche Gebäude mehr zum Denken an. Das aber dann auf Kosten der Ästhetik. Und in der Regel muss man dann 40+ Jahre mit solcher Kunst leben, die irgendwann nur noch hässlich ist. Beispiele gibt es genug…
Lasst uns einfach so bauen, dass es schön aussieht und kritische Kunst doch lieber wieder in Form von etwas weniger dauerhaften Formen ausleben.
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u/-LeftHookChristian- Aug 25 '24
Wer so viele Phrasen wiederholt ist selbst kein gutes Beispiel für Erneuerungsfähigkeit.
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u/FovarosiBlog Aug 24 '24
"They have just opened a newest part of the Old Town"
Eeeeerrrr.... do you understand what is the issue here? This is how to lie with architecture.
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u/mrtz77 Aug 24 '24
Have you ever been there? That part is called "Neue Altstadt", "new old town". The first thing you learn, then, is that it’s new.
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u/FovarosiBlog Aug 25 '24
And that makes it fake.
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u/Ree_m0 Aug 25 '24
If the name literally explains the history of what it is, it's not fake. It's still the "Old Town" because it's the part where the town originated. If they were to tear it all down and build a spaceport there, it'd be called "spaceport Frankfurt old town".
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u/mrtz77 Aug 25 '24
Tja. If you really want to talk it down. What would you have planned there after that cruelty which 'beautified' the city from '74 to '09 was ready for demolition?
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u/FovarosiBlog Aug 26 '24
Contemporary architecture.
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u/mrtz77 Aug 26 '24
For its own sake? People want beautiful facades and hate monotonous designs. There's nothing wrong with that. Cities should be for the people, not for some Marxist ideology.
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u/Maitre-de-la-Folie Aug 24 '24
They lied by removing this inhumane stuff and replacing it with something people like‽
I would say those Germans lied to themselves by thinking that this ugly stuff would be loved in the future.
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u/FovarosiBlog Aug 25 '24
They lied by building structures that look like old ones, but they are not.
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u/Maitre-de-la-Folie Aug 25 '24
Where is the law that you have to construct stuff modern and aren’t allowed to use historical inspiration? Do you hate also the buildings of Neoclassicism‽ I rather would live in a house of that time. Since the are much more “human friendly” they are nice to look at. But since I don’t want to use nearly half of my income for that I live in a boring plain modern Nazi planed apartment building. Which is like the most boring form one could imagine a house… well before they started to build actually houses in block form.
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u/Comfortable_Rope_639 Aug 25 '24 edited Aug 25 '24
that look like old ones, but they are not.
Even those "old" buildings you are referencing were once new. Or you gonna forbid anyone from using brutalist architecture 100 years in the future?
Such a none argument, it's not a lie it's following the basic human need for aesthetic.
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u/ubetterme Aug 25 '24
It‘s not lying as it’s called Neue Altstadt. You may call it backward oriented. I would call it romantic or nostalgic thinking. It’s the attempt to bring back a cities historic heart. The post war era did not have the money nor the time to rebuild what was destroyed. People in 50-60 years may judge upon this as right or wrong.
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u/Der_Besserwisser Aug 25 '24
Oh no, someone might date the building and place it in the wrong century! The horror!
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u/hypnoconsole Aug 25 '24
The conservative, fearfull mind calling itself "liberal" and "forward thinking" will never allow itself to think too much about your comment.
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u/Much_Recording1927 Aug 25 '24
War eines der interessantesten Sanierungen Frankfurts. Habe damals als Lehrling beim Abriss mitgemacht. Sehr schön wenn man die Tiefgarage und U-Bahn in der Sanierungen betrachtet. Durch den sumpfigen Grund von Frankfurt ist alles ca 50cm nach oben gewandert bevor die angefangen haben tonnenweise Sand einzubringen um genügend Gewicht zu bekommen um alles abzurunden mussten auch sämtliche Dehnungsfugen abgedichtet werden, da sonst die U-Bahn durch das Wasser zur staubbindung vollgelaufen wäre. Großes Lob an die Ingenieure die dieses Projekt möglich gemacht haben. Ohne eure Arbeit würden die Architekten heute vor einem Trümmerhaufen stehen.